Wir verabschieden uns herzlich von unserer Schulleiterin Jutta Köhler. Ein Rückblick auf ihre Amtszeit und ein Ausblick auf eine Berufliche Schule im Wandel.

Ein regulärer Schultag an der Marie-Baum-Schule Heidelberg beginnt auffällig unauffällig: Kein Pausenklingeln erinnert an den Beginn des Unterrichts, die meisten Türen der Klassenzimmer sind geöffnet und die letzten Spätis eilen durch die bunt dekorierten Gänge. Sie wissen ja selbst, wann die Stunde beginnt.

„Es war mir immer ein Anliegen, das Verantwortungsbewusstsein unserer Schüler:innen zu stärken, ihnen Türen zu öffnen und Möglichkeiten für das anschließende berufliche Weiterkommen zu schaffen“, sagt Jutta Köhler bei ihrer Abschiedsfeier in der voll besetzten Aula der MBS. Und mit Verweis auf Goethes ‚Zauberlehrling‘ beschreibt sie ihre Erfahrungen in der Schulleitung vom Lehrling bis zur Meisterin, die nun sehr entspannt abtreten kann, weil sie ihre Schule in guten Händen weiß. Optimistisch fügt sie hinzu: „Selbst, wenn im laufenden Betrieb manchmal auch Schwierigkeiten auftreten und etwas Wasser verschüttet wird, hat unsere Schulgemeinschaft immer hilfreiche und erfahrene Besen.“

Dass Köhlers Einsatz für die Berufliche Schule in Heidelberg-Wieblingen geschätzt wurde, zeigte sich auch an den Beiträgen und dem Beifall aller Gäste. Die Moderatorinnen, M. Ahlswede und A. Sauer begrüßten neben dem Kollegium, den anwesenden Schüler:innen, den Vertretern der Betriebe sowie den Freunden und ehemaligen Lehrkräften der MBS auch die Mitglieder der Direktorenkonferenz der Hauswirtschaftlichen Schulen sowie die Schulleiter aller Beruflichen Schulen in Heidelberg. Vertreten unter den Gästen waren auch Schulleitungen von allgemeinbildenden Schulen Heidelbergs und weitere Schulleitungen von beruflichen Schulen aller Richtungen von Mosbach bis Ettlingen. Herzlich begrüßt wurden auch die Heidelberger Bildungsbürgermeistern Stefanie Jansen, der Vertreter des Amtes für Schule und Bildung, Sascha Lieneweg, die Vertretung des Regierungspräsidiums und die Schuldekanin Dr. Beate Großklaus.

Die Referatsleiterin für Berufliche Schulen des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Katrin Höninger, erinnerte an einige Stationen während Köhlers Schuldienst als Lehrerin der Fächer Deutsch und Geschichte/Gemeinschaftskunde und ihre frühe Übernahme von Leitungsstellen im Schuldienst. Mit 36 Jahren übernahm sie bereits die Funktion als Abteilungsleiterin. Die letzten Jahre war sie  Abteilungsleiterin des Beruflichen Gymnasiums an der Helene-Lange-Schule in Mannheim und vor 10 Jahren übernahm sie die Schulleitung der Marie-Baum-Schule Heidelberg. Und mit dem Bonmot ‚Glaube nicht alles, was du denkst‘ fasste sie noch einmal eine grundlegende Haltung von Jutta Köhler zusammen. Nämlich die Bedeutung von Kommunikation zu erkennen sowie die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen und miteinander im Gespräch zu bleiben.

Auch Stefanie Jansen, die Bürgermeisterin für das Dezernat Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit bedankte sich für Köhlers Beitrag für das Schulleben Heidelbergs. Sie ging auf die enge Zusammenarbeit der Stadt mit der Marie-Baum-Schule und auf Köhlers wortwörtliche Rolle als „Schularchitektin“ ein: Die Modernisierung des Hauptgebäudes in der Maria-Probst-Straße und besonders die Errichtung eines Erweiterungsbaus mit zusätzlichen Klassenzimmern und PC-Räumen waren zwar aufwendig, aber sie haben sich für viele Schüler:innen und für Heidelberg gelohnt. Ob Abitur, Fachhochschulreife, Mittlere Reife, Hauptschulabschluss oder Berufsausbildung – die Marie-Baum-Schule bietet vielen Heidelberger Schüler:innen in den Sekundarstufen die Möglichkeit für einen Aufstieg und zu einem Schulabschluss mit Chancen. Und all das bedarf eben auch ausreichend Quadratmetern für den Unterricht.
Im späteren Gespräch erinnert sich Köhler an die Aktion der Stadt Heidelberg ‚Hol den OB‘ im Jahr 2017: „Unsere SMV bewarb sich damals um den Besuch von Herrn Prof. Dr. Würzner, und er kam tatsächlich und sah unsere beengte Lage. Und heraus kamen eben keine leeren Versprechen, sondern unsere neuen Klassenzimmer. Und nebenbei auch ein nachhaltiger State-of-the-Art-Sprudel-Wasserspender, der ein allseits beliebter Treffpunkt vor dem Graffito ist. Das war einfach super!“

Freud und Leid liegen manchmal eng beieinander. Köhler erinnerte auch daran, dass der Fertigstellung des Erweiterungsbaus fast unmittelbar die Corona-Zeit folgte. Nicht nur die Schulschließung selbst war eine Herausforderung, auf die mit Fernunterricht und neuen Apps reagiert werden musste. Auch die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts unter strikten hygienischen Auflagen war nicht einfach. „Dafür, dass das hervorragend gemeistert wurde, hatte Frau Boiteux, als Fachlehrerin für Pflege und Gesundheit, maßgeblichen Anteil. Dafür gilt ihr besonderer Dank.“

Quo vadis, MBS?
Der Direktor der Hotelfachschule Heidelberg Ralf Hein wird ab dem kommenden Schuljahr als Frau Köhlers Nachfolger die zukünftige Schulgemeinschaft mit der Marie-Baum-Schule maßgeblich mitgestalten. Bei ihrer Verabschiedung gab er einen Ausblick darauf, wohin die Reise gehen kann. Als „roten Faden“ betonte er die vielen Möglichkeiten durch die zukünftige Zusammenarbeit der beiden Standorte in Heidelberg-Wieblingen und auf dem Boxberg:
„Auf der einen Seite haben sich die Schwerpunkte der Gastronomie und Hotellerie an der ‚Hofa-Heidelberg‘ als traditionsreiche Größen überregional etabliert. Und gleichzeitig passen die Bildungsgänge der Hotelfachschule und die MBS-Profile ‚Gesundheit und Biologie, Biotechnologie, Gastronomie und Hauswirtschaft sehr gut zusammen. Gerade an unserem Wissenschafts-, Gesundheits- und auch Tourismusstandort in Heidelberg bilden wir jedes Jahr sehr gefragte Nachwuchskräfte aus. Ich freue mich auf die vielen Chancen, die vor uns liegen.“

Vielen Dank, Jutta Köhler
Zuletzt soll die ehemalige Schulleiterin der Marie-Baum-Schule selbst das Wort haben. Auf die Frage, ob sie mit ihrer neuen Freiheit nun Weltreisen plant, winkt Köhler lachend ab: „Ich fühle mich in der Kurpfalz sehr wohl. Überhaupt lasse ich mich gerne vom Leben finden und schaue, was kommt. Außerdem glaube ich auch an den Spruch ‚Global denken und lokal handeln‘. Darum mache ich gerade eine Ausbildung bei ‚SIS (Senior Partners in School)“. Die gemeinnützige Organisation unterstützt Schüler:innen dabei, persönliche Konflikte in Schulen mittels gewaltfreier Kommunikation zu lösen.

Ihre Zeit an der MBS resümiert Köhler auch mit Blick auf die sozialen und humanistischen Werte der Marie-Baum-Schule: „Ich bin sehr froh,  dass ich diese erhalten und fördern konnte. Ausbildung ohne Bildung führt zu Wissen ohne Gewissen. Diesem Grundsatz geschuldet wurde in der MBS großer Wert auf das Angebot in Musik, Kunst und Demokratiebildung gelegt.“ Ein großes Plus der MBS, die dies als einzige berufliche Schule in Heidelberg anbietet.

„Von meinem Vorgänger Herrn Haas übernahm ich bereits ein gut bestelltes Feld. Dass ich die Netzwerke ausbauen und festigen konnte, um Möglichkeiten für die MBS zu erweitern, war mir ein sehr großes Anliegen, und das scheint gelungen zu sein.  Und nun wünsche ich meinem Nachfolger Herrn Hein weiterhin günstiges Wetter. Am schönsten ist es zu wissen, dass viele unserer Schüler:innen zukünftig einen dauerhaften, positiven Eindruck hinterlassen werden. Aber ohne unser super Kollegium wäre das alles nicht möglich. Vielen Dank bei Euch allen!“

Last but not least bedankte sich Köhler bei der Lehrerin Frau Bernardino-Kellert für ihre Rolle als Musikerin und Chorleiterin: „Sie hat den musikalischen Rahmen vieler MBS-Veranstaltungen und auch für diese Verabschiedung sehr ansprechend gestaltet.“ Auch der Einsatz der Zauberlehrlinge der Gastronomie mit den Meistern R. Kloé-Raspe, D. Günter und A. Schmidt wurde gewürdigt: „Ihnen ist eine wunderbar überraschende Glanzleistung mit dem Catering-Projekt gelungen.“

Text und Fotos von PS und SL